Fallbeispiel, Koch, 29 Jahre
Ich habe mich zurückgezogen, bin nur noch sehr wenig raus und unter Menschen gekommen. Ich hatte auch depressive Phasen. Da sass ich dann einfach nur auf der Couch und hab meine Gedanken laufen gelassen.
Es ist dann immer schlimmer geworden. Ich hatte gar keinen Kontakt mehr zur Aussenwelt, ausser zur Arbeit. Aber das hat mich gar nicht gestört, ich wollte nichts mit Menschen zu tun haben. Zu der Zeit hab ich auch viel gekifft, aber ich bin nicht mehr high geworden, ich hab nur aus Langeweile gekifft, weil das Zeug da war. Und ich hatte das Gefühl, dass ich es auch brauche, damit mein Kopf rund läuft.
Alltägliche Dinge sind mir immer schwerer gefallen, ich hab den Müll nicht mehr raus gebracht, hatte keine Lust aufzuräumen.
Ich hab schon gemerkt, dass da etwas nicht mit mir stimmt. Ich habe viel im Internet gesucht, über Depression, aber auch über Schizophrenie, weil mein Vater das hatte. Ich hab viele online Selbsttests gemacht und die haben alle gesagt ich soll mal zum Arzt gehen. Da hab ich mir auch gedacht, da muss ja was dran sein wenn die das sagen.
Auf Facebook hab ich „Alles Gute Basel“ entdeckt und die Seite auf meiner Pinwand gepostet, damit ich sie wieder finde wenn es nicht besser wird.
Im Oktober hab ich dann versucht mir das Leben zu nehmen, aber als ich meine Katze gesehen habe konnte ich es doch nicht machen. Danach hab ich mich per Mail bei FePsy gemeldet:
„Ich bin über die Facebook Seite (Alles Gute Basel) auf ihre Webseite gelangt. Da die meisten Artikel genau das widergeben was nach meiner Meinung mir gerade oder auch schon viel länger widerfährt, möchte ich sie hiermit um Hilfe bitten. Ich weiss nämlich nicht mehr wie es mit mir weitergehen soll. ich weiss leider nicht wie ich das alles beschreiben soll was mit mir passiert oder was in meinem Kopf alles vor sich geht. Auf jedenfalls habe ich mir dadurch schon so viel kaputt gemacht in meinem Leben. ich weiss auch nicht ob ich mir das alles nur einbilde und alles gar nicht so schlimm ist, aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Deswegen brauche ich Hilfe.“
Beim ersten Mal her kommen hab ich mich beschissen gefühlt, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass mich mal so etwas trifft. Aber schon nach dem ersten Gespräch habe ich mich erleichtert gefühlt, dass da jemand ist der mir zuhört und mir helfen will, das wieder in den Griff zu kriegen.
Als ich dann die Diagnose einer paranoiden Schizophrenie bekommen habe war das keine grosse Überraschung, irgendwie hab ich ja schon gewusst, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ausserdem hatte ich ja schon viel im Internet gelesen und das bei meinem Vater gesehen. Ich würde allen anderen, die so etwas erleben, empfehlen, den Mut zu haben her zu kommen. Es gibt nichts Schlimmeres als sich alleine zu Hause einzusperren. Damit macht man sich wahnsinnig viel kaputt. Man braucht sich auch nicht dafür zu schämen. Wenn‘s dich trifft, dann trifft‘s dich hat. Das ist halt Scheisse, wie es ja auch Scheisse ist Krebs zu haben. Ich hab mich in dem Zentrum auch von Anfang an wohl gefühlt. Das ist nicht so steril da, das war mir sympathisch. Ich bereue es auch absolut nicht her gekommen zu sein, im Gegenteil, es ist angenehm und es tut gut, das was man im Kopf hat, mal in Worte zu fassen.